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Wie wirken ätherische Öle auf unsere emotionale Balance?

Vielleicht hast Du schon gelesen, dass, wenn ein Duft an die gute Kindheit bei Oma erinnert, dann entsteht im Erwachsenenalter mit exakt dem gleichen Duft eine positive Emotion. Dies ist der Mechanismus, dass Düfte Emotionen, Situationen und Erinnerungen ankern können. Der Duft wird somit durch die positiv erlebte Situation konditioniert.

Doch wie kann es sein, dass beispielsweise Angst und Stress reduziert werden können durch einen bestimmten „Duft“, hier muss ich präziser werden: durch den Geruch eines reinen ätherischen Öls, das zuvor unbekannt war?

Hier kommen wir zur Biochemie und den äußerst spannenden, physiologischen Prozessen im Körper. Ätherische Öle wirken nämlich – auch ohne konkret aufgeladene Situation, denn sonst wäre es nicht möglich, dass sich Lavendel- und Orangenöl bei Angstpatienten (Zahnarzt) positiv auf deren Ängste und Stress hätten auswirken können. Wäre das Ankern – wie oben beschrieben – ein reiner Vorgang des Konditionierens, hätte die Angstsituation dazu beigetragen, Lavendel- und Orangenöl selbst später mit negativen Emotionen in Verbindung zu bringen. Doch dem war nicht so. (Studie von Lehrner, Marwinski, 2005, „Ambient odor of orange reduce anxiety and improves mood in a dental office.“  Psychology & Behavior 86(1-2):92-5)   

Wie wirken also ätherische Öle physiologisch auf unsere Emotionen?

Hast Du Lust auf ein bisschen Chemie? Es sind die unterschiedlichen chemischen Zusammensetzungen der Öle und deren Wirkungsweisen im Körper. Die folgende Auflistung dient zum Nachschlagen und der Übersicht:

1. Reine Kohlenwasserstoffverbindungen und ihre Derivate

1.1. Kohlenwasserstoffverbindungen

a) Monoterpene (10 C-Atome): stark fettlöslich, dünnflüssig, leicht flüchtig

Sie wirken körperlich anregend, erwärmend, schmerzstillend und entzündungshemmend. Sie können eine cortisonähnliche Wirkung entfalten, da sie modulierend auf die Nebennierenrindentätigkeit wirken, daher beeinflussen sie das vegetative Nervensystem positiv und wirken als Immunstimulanz.

Psychisch wirken Monoterpene tonisierend, konzentrationsfördernd, mild angstlösend und fördern logisches Denken.

Ätherische Öle mit hohem Monoterpengehalt:
Selleriesamen, Douglastanne, Grapefruit, Grüne Mandarine, Limette, Mandarine, Majoran, Orange, Rosa Pfeffer, Schafgarbe, Schwarzer Pfeffer, Fichte, Wacholder, Teebaum, Zitrone, Rainfarn, Zypresse

b) Sesquiterpene (15-C-Atome): hautfreundlich und hautverträglich

Sie wirken körperlich mild entzündungshemmend und leicht schmerzstillend. Können bei unspezifischer Histaminausschüttung, besonders verursacht durch Stress, helfen (juckende Haut, Fließschnupfen, Schleimhautreizungen). Sie unterstützen die Reparatur von Zellen.

Psychisch wirken Sesquiterpene stärkend, kräftigend und unterstützen uns im Selbstvertrauen (pheromonähnl. Charakter). Sie sind angstlösend, mildern übermäßige Erregbarkeit und Unruhe. Sie wirken insgesamt ausgleichend.

Ätherische Öle mit hohem Sesquiterpengehalt:
Copaiba, Ingwer, Manuka, Myrrhe, Narde, Patchouli, Ylang-Ylang, Zedernholz

1.2. Die Derivate

a) Alkohole:

• Monoterpenalkohol, (z.B. Linalool, Geraniol, Citronellol: Sie gehören zu den verträglichsten Inhaltsstoffen, die die Haut grundsätzlich pflegen.)

Monoterpenole sind starke Immunmodulatoren. Wirken harmonisierend auf Hormon-, Herzkreislauf-, Nervensystem. Wirken hautpflegend und zellregenerierend.

Psychisch wirken Monoterpenole stresshormonregulierend, daher bei Mutlosigkeit, stimmungsaufhellend, fördern Achtsamkeit und Mitgefühl. 

Ätherische Öle mit hohem Monoterpenolgehalt:
Lavendel fein, Rose, Rosengeranie, Palmarosa, Koriander, Magnolie, Neroli, Zitronella, Basilikum

• Sesquiterpenalkohol, z.B. Santalol, Bisabolol 

Sesquiterpenole sind träge, aber nachhaltig wirkende Immunmodulatoren. Sie wirken harmonisierend auf den Hormonhaushalt, sind venentonisierend, hautregenerierend, hautpflegend.

Psychisch wirken Sesquiterpenole uneinheitlich. Gemein ist ihnen eine stark regulierende Wirkung auf die Hypophyse. Sie wirken ausgleichend auf das vegetative Nervensystem und stärken bei Stress und gleichen Emotionen und fördern damit das seelische Gleichgewicht.

Ätherische Öle mit hohem Sesquiterpenolgehalt:
Hawaiisches Sandelholz, Hinoki, Sandelholz, Vetiver, Patchouli

 

b) Aldehyde

• Monoterpenaldehyde wirken sowohl körperlich als auch seelisch anregend. Doch macht bei diesen Verbindungen sehr stark die Dosis das Gift/die Wirkung.

Während eine geringe Dosierung beruhigend wirkt (ruhevolle Wachheit), ist eine normale Dosierung anregend und belebend. Eine hohe Dosierung führt zu Unruhe und Reizbarkeit. Daher hilft bei diesen Verbindungen viel nicht viel und ist besonders bei Kindern und alten Menschen verantwortungsbewusst zu dosieren. 

Ätherische Öle mit hohem Monoterpenaldehydgehalt:
Zitronengras, Zitronenmelisse, Zitronenmyrte, Zitronen-Eukalyptus, Zimt, Litsea, Koriandergrün, 

• Sesquiterpenaldehyde kommen nur selten und in geringer Dosierung vor.

 

c) Ketone

• Die kleinen Moleküle der Monoterpenketone greifen schnell in den Gehirnstoffwechsel ein, und können in hohen oralen Dosierungen bei regelmäßiger Einnahme neurotoxisch sein, was einen Gebrauch für Kinder unter 3 Jahren gänzlich ausschließt. Die übliche Anwendung über die Haut ist grundsätzlich unproblematisch. Schwangere sollten diese Öle mit Vorsicht angehen.

Die psychische Wirkung von ätherischen Ölen mit höherem Monoterpenketonen ist nicht außer acht zu lassen: Sie wirken in geringer Dosierung (1-2 Tropfen!) geistig und seelisch klärend, öffnend und stimulierend, aber auch entspannend. Dabei wird der Gehirnstoffwechsel angeregt. Außerdem wird der Neurotransmitter Acetylcholin (gute Gehirnfunktion) positiv beeinflusst, so wie Serotonin, das für gute Laune sorgt. 

Ätherische Öle mit hohem Monoterpenketongehalt:
Kümmel, Nanaminze, Salbei, Kurkuma, Davana (fahlblättriger Beifuß), Grüne Minze (Spearmint), Pfefferminze 

• Die größeren Sesquiterpenketone sind ausgesprochen verträglich und wirken psychisch mild angstlösend, überhöhte Erregbarkeit wird zurückgefahren. So sorgen sie für innere Ruhe, Gelassenheit und stärken das seelische Gleichgewicht. (ähnlich wie Sesquiterpene) Dazu zählen auch die Di- und Triketone.

Ätherische Öle mit höherem Sesquiterpenketongehalt:
Narde, Vetiver, Osmanthus; Di- Triketone: Immortelle, Manuka 

 

d) Oxide

• Monoterpenoxide: Wichtigster Vertreter: 1,8-Cineol beeinflusst den Parasympathikus positiv und entkrampft die Muskulatur der Bronchien und des Darms und wirken durchblutungsfördernd, erwärmend, hautpflegend, hautstoffwechselfördernd.

Die psychische Wirkung ätherischer Öle mit hohem 1,8-Cineolgehalt wecken Lebensgeister, sorgen für Durchhaltevermögen und psychische Widerstandskraft. Sie wirken geistig anregend, fördern logisches Denken, Konzentrations- und Merkfähigkeit durch Anregung des Gehirnstoffwechsels. Auch intellektuelle Leistungen wie Vernunft, Urteilsvermögen und Einsichtsfähigkeit wird gefördert. 

Ätherische Öle mit hohem 1,8-Cineolgehalt:
Rosmarin (CT Cineol), Ravintsara, Lorbeer, Niaouli

• Über Sesquiterpenoxide ist wenig bekannt und sie sind kaum in ätherischen Ölen zu finden. Ausnahme ist Kamille blau mit bis zu 45% und Myrrhe mit bis zu 60%.

 

e) Ester

Mono- und Sesquiterenester haben ähnliche Eigenschaften, weshalb sie in der Wirkung nicht getrennt werden. Sie wirken ganzheitlich entspannend und beruhigend, regulieren die Serotoninausschüttung, sind dadurch schlaffördernd und schmerzstillend. Sie wirken antidepressiv und sorgen für „heitere Gelassenheit“.

Ätherische Öle mit hohem Estergehalt: 
Lavendel fein, römische Kamille, Muskatellersalbei, Birke, Kardamom, Immortelle, Petitgrain

 

2. Sonstige aromatische Verbindungen (Benzolring) hier in kurzer Darstellung:

• Monoterpenphenole helfen aus Lethargie, Traurigkeit und Gefühlskälte. Durch ihre modulierende Wirkung auf anregende Neurotransmitter wie Noradrenalin sorgen sie für eine positive Grundstimmung und Vitalität. Enthalten in: Bergbohnenkraut, Thymian Thymol/Carvacrol

Phenylpropan-Derivate, wie Eugenol und Zimtaldehyd umhüllen warm und kräftig, und unterstützen bei Lethargie, Lustlosigkeit, fehlendem Mut und Stimmungstief. Noradrenalin und Dopamin werden mobilisiert für Energie, Vitalität und Lebensfreude. Sie nehmen direkt Einfluss auf Prostaglandine (Gewebshormone, schmerzstillend, entzündungshemmend). Enthalten in: Cassia, Nelkenknospen, Zimtblätter, Zimtrinde, On Guard von doTERRA.

• Ether (Phenylether) wirken stark krampflösend, vor allem Verdauungsorgane. Psychisch stärkt und tonisieren ätherische Öle mit hohem Ethergehalt das Nervensystem und wirken bei geistiger Müdigkeit, Reizbarkeit und „Wut im Bauch“. Ether wirkt außerdem modulierend serotoninausschüttend. Enthalten in: Fenchel,  Anis, Basilikum, Estragon, Zen Gest von doTERRA.

• Ätherische Öle mit hohem Gehalt an aromatischen Esthern und Alkoholen wirken psychisch euphorisierend und helfen, das Leben leichter zu sehen. Die körpereigene Serotonin- und Endorphinausschüttung wird mobilisiert, tröstend auf seelischen Schmerz und Kummer. Enthalten in: Benzoe, Jasmin, Ylang-Ylang, Wintergrün.

• Ätherische Öle mit hohem Gehalt an aromatischen Aldehyden, Ketonen und Säuren duften blumig-süß und haben Pheromoncharakter mit einem warmen, sinnlichen Aroma. Sie vermitteln Wärme, Geborgenheit und Lebensfreude, wirken auf die Serotoninausschüttung, fördern Gelassenheit und Fröhlichkeit. Sie wirken antidepressiv, auch bei Winterdepressionen. Enthalten in: Kreuzkümmel, Vanille, Benzoe, Cheer von doTERRA.

 

Diese Übersicht wurde erstellt mit Hilfe der Bücher

Praxis Aromatherapie, Werner/Braunschweig
Modern Essentials Handbuch, Aromatools.com